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Gastbeitrag // Die andere Seite der Corona-Krise in Tiflis

Hätte es jemand am Anfang der Pandemie gedacht, dass Covid-19 noch was Gutes für unseren Alltag bringen könnte? Ja, trotz täglicher schlechter Ereignissen, hat das Virus in Tiflis auch positive Wirkung auf das Leben der Erwachsenen und Jugendlichen gehabt.

Am Anfang der Pandemie waren erste zwei Monaten lang Kontakte nach Außen untersagt. Beim ersten Blick sah es so aus, als wäre alles schon unmöglich, was vorher Spaß gemacht hat. Es waren nur Probleme und vier Wänden vor uns geblieben. Homeoffice, Online-Studium und Schule, Haushalt in solchen Umständen, wenn alle Familienmitglieder Tagen lang in einem kleinen Raum sind, sei unglaublich schwierig. So begann sich unser Alltag um 180 Grad zu drehen. Wir haben jeden Tag darauf gewartet, wann würden wir wieder zur Normalität zurückkehren. Aber bringt es überhaupt was, sich nur auf die zukünftigen Ereignisse zu konzentrieren? Dann ist es schon möglich, dass wir die Gegenwart aus den Augen verlieren. Wir leben jetzt, deswegen, was wir in dieser Situation bräuchten, wäre einfach umzudenken!

Nach diesem stressigen Leben bevor Pandemie, hatten wir mal Möglichkeit wieder mit der ganzen Familie zusammen  Frühstück und Mittagessen zu haben und dabei auch angenehme Gespräche zu führen, was uns näher zueinander zu sein und uns zu unterstützen lässt. Ist es doch nicht schön?

Wenn man so viel Zeit zu Hause verbringt, was man früher wahrscheinlich seltener erlebt hat, denkt man an den Dingen, was seinen Alltag vielfältiger machen könnte. So wurden während der Pandemie die neuen Kunstwerke von den jungen KünstlerInnen aus Tiflis entstanden. Manche von denen waren ihrem Leben lang große MusikliebhaberInnen aber hatten noch nie versucht oder gar nicht daran gedacht, eigene Musik zu machen, wie ein junger Musiker Rati Onian aus Tiflis. Er hat sein erstes Musikalbum „Riha“ produziert, dem die Pandemie und Quarantäne dazu animiert hat. 

Für sich und mit der Familie verbrachte Zeit sei ganz schön, aber was war mit den Freunden? Die Klubs, Bars und Cafés waren zu, zu Hause hat man wegen der höheren  Ansteckungswahrscheinlichkeit niemand mehr eingeladen, wo könnten wir uns sonst treffen? „In dem Park vielleicht? Was für eine schöne Idee! Machen wir mal ein Picknick!“

Die “Picknick-Kultur” und auf der Wiese die Natur zu genießen galt in der Hauptstadt Georgiens vorher als nicht besonders beliebte Entspannungsmöglichkeit. In den letzten Jahren bevor Corona, wurde Tiflis weltweit mit dem Nachtleben der Jugendlichen bekannt. Das beliebteste Trefforten der Freunden waren die Bars oder Klubs – die Wahl war doch sehr vielfältig. Großer Anzahl von diesen Jugendlichen hätte sein Freitag-Samstag anders nicht mehr vorgestellt. Vielleicht wäre es für die LeserInnen nicht kompliziert zu verstehen, wie schwer für diese Leute Corona-Zeit und alle damit verbundene Beschränkungen sein könnte. So hat es die „Picknick-Kultur“ auch hier begonnen und heute, ein Jahr danach ist es schon eine Tradition geworden. Näher zur Natur versuchen wir Freizeit zusammen genießen und dabei auch für die Natur was Gutes tun. Vor einigen Jahren haben wir – BewohnerInnen aus Tiflis nicht besonders darauf geachtet, wie viel Müll in den Parks unterwegs geworfen wurde, wie schrecklich die vernachlässigte Bäume, Rasen und Sträuche sahen. Niemand dachte, dass Hundekot in Grünanlagen nicht sein durfte, weil es von den Menschen keine Sensibilität zur Natur und Umweltschutz gab.

Doch allmählich ändert sich das Bewusstsein. Da hat Corona-Zeit auch sehr wichtige Rolle gespielt. Wenn man so viel Zeit in den Grünen verbringt und davon sehr viel profitiert, sieht das ganze Bild schon anders.  Am Wochenenden sind die grünen Erholungszonen voll sowohl mit den Jugendlichen, als auch mit Erwachsenen. Der Wert der Natur ist den Menschen bereits bekannt, denn genau die Natur war die beste „Zufluchtsort“ vom Stress der Pandemie. 

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